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geschrieben am: 31.10.2020

Sonntagsblatt



 Hochfest   Allerheiligen   1.11.2020

 

Die Anfänge des Allerheiligenfestes gehen bis ins 4. Jahrhundert zurück. Ephräm der Syrer und Johannes Chrysostomus kennen bereits ein Fest aller heiligen Märtyrer am 13. Mai bzw. am 1. Sonntag nach Pfingsten, der im griechischen Kalender heute noch der Sonntag der Heiligen heißt. Im Abendland gab es seit dem 7. Jahrhundert ein Fest aller heiligen Märtyrer am 13. Mai (Einweihung des römischen Pantheons zu Ehren der seligen Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer am 13. Mai 609). Das Fest aller Heiligen (nicht nur der Märtyrer) am 1. November kam im 8. Jahrhundert aus Irland und England auf den europäischen Kontinent und hat sich bald allgemein durchgesetzt.

 

Erste Lesung Offb 7, 2–4.9–14

Ich, Johannes, sah vom Aufgang der Sonne her einen anderen Engel emporsteigen; er hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief den vier Engeln, denen die Macht gegeben war, dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu und sprach: Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes
das Siegel auf die Stirn gedrückt haben! Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet waren. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen: Danach sah ich und siehe, eine große Schar
aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen. Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm. Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier Lebewesen. Sie warfen sich vor dem Thron auf ihr Angesicht nieder, beteten Gott an und sprachen:
Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen. Da nahm einer der Ältesten das Wort und sagte zu mir: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen,
und woher sind sie gekommen? Ich erwiderte ihm: Mein Herr, du weißt das.
Und er sagte zu mir: Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.

 

Evangelium Mt 5, 1–12a

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt:
Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.

 

Bildbetrachtung

Verwundetes Lamm (Offb 7,2-4.9-14) – Foto: © Domkapitel Aachen*

Ein Himmel und darin ein Thronsaal, unermesslich weit. Ein riesiger Raum, wo Engel ein- und ausgehen. Und die Engel tun Dinge, die wie selbstverständlich ihre Aufgabe zu sein scheinen. Amen, Lob und Herrlichkeit erfüllen diesen Raum. Eine königliche Szene, ein heller Glanz, wohl unerreichbar hoch über dem Land, dem Meer und den Bäumen.

Was das Buch der Offenbarung in allen Einzelheiten schildert, ist gleichermaßen bildreich wie unvorstellbar. Zum Glück sind da das Lamm und der Thron, die Gewänder und die Palmzweige: Dinge, die sich darstellen lassen. Indem wir sie an unsere Wände malen, holen wir ein wenig Himmel auf die Erde.

Darum verwundert es nicht, dass diese Beschreibungen von Anfang an die christliche Kunst beeinflusst haben. Das Buch der Offenbarung ist in vielen Kirchen Bild geworden, häufig Mosaik. Das Lamm verbindet sich in unserer Vorstellung mit dem Mittelpunkt des Himmels, mit dem, was wir vom „Lamm Gottes“ wissen. Es verbindet sich mit Jesus Christus. So würden wir alle es vermutlich darstellen: Jesus Christus als das Lamm wäre die Mitte. Denn nur mit dem festen Blick auf ihn haben wir keine Angst, diese Szene so anzulegen, wie sie ist: mit der großen Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen, die niemand zählen kann.

Bei der unvorstellbaren Weite der Szene sind es nicht nur Lamm, Thron, Gewänder und Palmzweige, an denen sich unsere Augen festhalten können und damit unsere Herzen, unsere Hoffnung. Das Buch der Offenbarung bietet uns auch unvermutet genaue Zahlen, Maße, Kenngrößen an: Vier Engel und ein weiterer. Hundertvierundvierzigtausend, die mit dem Siegel gekennzeichnet sind – das sind zwölftausend aus jedem der zwölf Stämme Israels. Auch das ist immer noch unvorstellbar groß. Aber es gibt uns einen Anhaltspunkt.

Die Maßangaben haben Künstlerinnen und Künstlern schon früh Mut gemacht, sich an die Bildwelt dieses Buches heranzutrauen. Darum sind die Gemälde und Mosaiken zum Teil schon so alt, dass sie einer Reparatur bedürfen. Wie auf dem Bild: Das Mosaik ist beschädigt. In seiner Mitte: das Lamm Gottes, Christus als Weltenherrscher. Aber da geht ein tiefer Riss durch. Eine Wunde ist offen.

Bei allem, was wir berechnen wollen und was wir uns doch nicht vorstellen können, gibt uns der Glaube Halt, unseren Augen, unseren Herzen, unserer Hoffnung: Das Lamm hat die unvorstellbare Größe und Höhe verlassen. Es hat geblutet. Es hat gelitten.

Und wir, wir müssen keine Engel sein, um es zu erreichen. Denn wir haben in diesem Himmel keine Aufgabe, die wir wie selbstverständlich jetzt schon erkennen könnten.

Was wir aber kennen und womit wir uns auskennen, das ist die Wunde. Sieben Zentimeter tief. Vielleicht auch unergründlich. Damit aber kennt sich auch das Lamm aus. Sein Lauf durch diese Welt hat die Wunde gesetzt. Die Verfolgung. Das Leid. Nur so ist möglich, was der Text zusagt: „Jene, die aus der großen Bedrängnis kommen, haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.“

Heute ist Allerheiligen. Mitten im Herbst ein Feiertag, der die Auferstehung feiert. Unsere Auferstehung, die von uns allen, wie wir hier sitzen. Heute feiern wir die Rettung des Lebens, das wir führen, mit all seinen Rissen. Wir feiern unsere Rettung in eine unvorstellbar himmlische Weite. Dazu lassen wir uns das Wort Gottes zusagen und seinen Segen.

Angela M.T. Reinders

* Das Foto (© Domkapitel Aachen, Dombauhütte, Helmut Maintz ) entstand beim Restaurieren eines Mosaiks im Aachener Dom.


Gebet

Gott, du allein bist heilig. Wir liegen dir in den Augen, das schenkt uns Ansehen und Glanz. Denn du behältst deine Heiligkeit nicht für dich. Du teilst dich aus und weckst in uns die Sehnsucht, auch heilig zu sein, durchsichtig und barmherzig, dankbar und freigebig.

Wir bitten um deine heilige Gegenwart. Lass uns erfahren, wie kostbar wir dir sind. Unter deinem liebenden Blick wollen wir aufmerksam leben. Stelle uns heilige Menschen an die Seite, die uns begleiten und bewahren.

Darum bitten wir, durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren auferstandenen Herrn und Gott, der mit dir im Heiligen Geist lebt und Heiligkeit schenkt, jetzt und in Ewigkeit. Amen.