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geschrieben am: 31.10.2018

Rom und Assisi mit Messdienern



Rom und Assisi mit Messdienern

 

"Die Jugend von heute taugt nichts mehr", so, oder so ähnlich soll Sokrates ca. 400 Jahre vor Christus gesprochen haben. Es beruhigt die Jugend zu jeder Zeitstunde der Geschichte, wenn sie diese Worte hört, da die älteren Generationen gern so abschätzig auf die jeweils aktuelle Jugend schaut.

Warum sich diese Haltung der Jugend gegenüber durch alle Generationen hält, können wir an dieser Stelle sicher nicht abschließend sagen oder tatsächlich klären. Dennoch können wir aus dem Erlebten während der Messdienerwallfahrt im Oktober 2018 mit Jugendlichen aus Erwitte, Rietberg-Varensell, Kirchhundem, Sundern, Dortmund und Werl deutlich andere Erfahrungen berichten.

Am Samstag, 20.10. fuhren zwei Busse durch das Erzbistum Paderborn, um die Pilger aus den genannten Gemeinden zu sammeln. Endlich ging es los.

Fragen wie: "Wie wird es wohl werden?"; "Wer und wie sind die anderen?"; "Verstehen wir uns?" und und und… stellten sich irgendwie gar nicht, denn gleich vom ersten Moment an, fingen alle an, aufeinander zu zugehen. Gegenseitige Hilfe, Verantwortung und auch vorausschauendes Mitdenken stellten sich sofort ein. Sicher darf man erwähnen, dass die Jugendlichen aus Varensell durch ihre Sangesfreude die Stimmung gleich anheizten. Vikar Nguyen und Vikar Molitor brachten aus ihrem Urlaub ein Lied von Karl Dall „Heute schütte ich mich zu“ mit, was uns schnell allen lieb war und zur "Wallfahrtshymne" - zumindest in den gemütlichen Abendstunden - avancierte.

Nachdem nun alle an Bord waren, wurde gleich mal das Wallfahrtsprogramm begonnen. Arbeitsmaterialien wie Rosenkranz, Gebetbuch und Liederhefte waren bereits an den Mann und die Frau gebracht, so dass dem Gebet nichts mehr im Wege stand. Ganz genau kann man es nicht sagen, aber im Großen und Ganzen wirkte es so, dass die Jugendlichen damit gerechnet haben. Dass sie als Vorbeter fungieren sollten, war sicher anfänglich gewöhnungsbedürftig, aber nicht undenkbar. Hier kommt diesen speziellen Jugendlichen durch ihren Messdienerdienst ein Vorteil zugute, da sie es nämlich gewohnt sind, vorne zu stehen, etwas vorzulesen oder was auch immer.

Schnell wurde den verantwortlichen Priestern klar, die Jugend scheint zu taugen. Da dieser Bericht im Nachhinein geschrieben wurde, darf an dieser Stelle erwähnt werden: die Jugend lässt nicht nur das Gebet zu oder macht es mit, weil es eben irgendwie katholisch auf dieser Wallfahrt zugeht, sondern sie fordert es sogar ein und wollte es selbst.

An verschiedenen Orten, die wir während der Wallfahrt aufsuchten, wie den vier großen päpstlichen Basiliken und anderen Kirchen, wurde immer wieder spürbar, wie die Jugendlichen sich mit dem Gebet auseinandersetzten, indem sie an den Grabstätten verschiedener Heiligen ins Gebet gingen und gemeinsam die hl. Eucharistie feierten. Die Priester, die die Gruppen der jeweiligen Gemeinde begleiteten, griffen in der Predigt die Besonderheiten des Ortes, des Heiligen und ihre Bedeutung für den eigenen Glauben auf, um so den Jugendlichen verschiedene Facetten des Glaubens zu erschließen. Auffällig wurde in allen Eucharistiefeiern, zu welcher Zeit sie auch immer gefeiert wurden, dass die Jugendlich oftmals mit großer Aufmerksamkeit den Worten der Predigt folgten und andächtig am Gebet teilnahmen.

Die tägliche Feier der Heiligen Messe wurde schnell zu einem fest verankerten Punkt im Tagesablauf, der für die Jugendlichen wie selbstverständlich angenommen wurde. Jeden Tag war eine der Gruppen für den Ministrantendienst eingeteilt. Am Dienstag durften wir die Heilige Messe in Sankt Peter mit Bischof Josef Clemens feiern. Dabei waren alle der über 100 Ministranten im roten Talar und weißen Rochett im alten Chorgestühl der Kapitelskapelle versammelt und konnten die Gemeinschaft wirklich erleben, in der sie sich als Messdiener befinden. Ein Erlebnis, das allen gezeigt hat: wir sind nicht allein in unseren Pfarreien, als kleine Gruppe seltsamer oder verrückter Jugendlicher, die irgendwie nicht so in ihre Zeit passen (auch wenn wir, wie Vikar Nguyen in seiner Predigt zu bedenken gab, als Gläubige verrückt sind... ver - rückt in Gottes Gegenwart hinein), sondern eine Gemeinschaft von jungen Menschen, die ihren Lebensweg mit Gott gehen. Und das mit Überzeugung und Freude. Verrückt? Bestimmt! Zumindest daran gemessen, was heute als 'normal' gilt. "Gebt euch nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden" rief Pastor Severin seinen jungen Zuhörern in der Predigt bei der Abschlussmesse am Freitagmorgen in Assisi zu. Eines ist sicher jedem in diesen Tagen deutlich geworden: diese jungen Menschen sind alles andere als mittelmäßig. Sie sind bereit, Gottes Ruf zu folgen, der ihnen zu entdecken hilft, wer sie sind und dass es sich lohnt, auf dieser Reise mutig weiter zu gehen und nach vorn zu schauen. Auf dieser Reise, die wir 'unser Leben' nennen. Auf der Rückfahrt, die mit einem gemütlichen Abendessen in Verona eine willkommene Unterbrechung erfuhr, hörte man oft Sätze wie "Das war eine tolle Woche" oder "das müssen wir unbedingt wiederholen". Das dies ehrlich gemeint war, konnte man in begeisterten Augen und fröhlichen Gesichtern auch ohne Worte ablesen. Und so müssen wir dem großen Philosophen wohl zumindest im Bezug auf diese Jugendlichen widersprechen: die Jugend taugt noch etwas! Unsere Jugend: unsere Messdienerinnen und Messdiener.