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geschrieben am: 04.04.2020

Gedanken zum Palmsonntag



Im Gebet verbunden!

Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Diese Woche bewegt sich zwischen Hosianna und Kreuzige ihn, zwischen Enttäuschung und Hoffnung, zwischen Leben und Tod. Auch unser Leben ist immer wieder ausgespannt zwischen den unterschiedlichen Polen. Gerade in der derzeitigen Krise können wir das spüren. Der Terminkalender spielt kaum noch eine Rolle, unsere Pläne sind durchkreuzt , die Kontaktmöglichkeiten sind erheblich eingeschränkt worden. Angst und Sorgen bedrücken uns. Wir können die Dinge, die uns im Herzen bewegen mit in diese Woche nehmen und sie mit dem Kreuz Jesu Christi verbinden. Er ist den schweren Weg gegangen und hilft uns tragen, was schwer uns auf den Schultern und auf der Seele liegt.

In dem Großen Monumentalfilm Ben Hur kommt ein neuer Landpfleger nach Jerusalem, hoch zu Ross, mit bewaffneter Leibgarde und großem Gefolge. Der Einzug Jesu in Jerusalem fällt einfacher und bescheidener aus. Jesus zieht mit seinen Freunden ein, reitet auf einem Esel und drückt damit aus, dass er in friedlicher Absicht kommt. Doch mit der Begeisterung bleibt es nicht lange so. Der Schatten des Kreuzes fällt schon auf dieses Ereignis. Ein schwerer und trauriger Weg liegt vor ihm.

In Taizé gibt des den Brauch, dass die Besucher zum Kreuz, das auf dem Boden liegt, gehen. Sie sind eingeladen, das Kreuz zu berühren oder ihre Stirn darauf zu legen. Sie können alles ablegen, was sie belastet und bedrückt und es Jesus Christus überlassen. Dies kann eine Anregung sein, dass auch wir diesen Weg innerlich nachvollziehen und Jesus Christus Ängste und Sorgen überlassen.

Unser Leben, ein Weg, wir können ihn mit Jesus im Vertrauen auf den Vater gehen, hoffnungsvoll, nachdenklich, suchend. Wir können ihn gehen in der Gewissheit seiner Nähe, im Glauben der Barmherzigkeit, erwartet mit offenen Armen, gehalten an der liebenden Hand, getragen von der Frohen Botschaft.

"Jesus zieht in Jerusalem ein. Hosianna!" Grüne Zweige spielen dabei eine Rolle. An Palmsonntag werden sie normalerweise gesegnet und auf dem Weg getragen. Sie sind Zeichen des Lebens und des Friedens und sagen: Das Leben ist stärker. Das können wir beim Blick nach draußen in der Natur beobachten. Das Leben blüht auf, das Grün setzt sich durch. Die Hl. Hildegard von Bingen spricht von der Grünkraft, die das All vollendet und die Heilung des Menschen zum Ziel hat. Diese Kraft brauchen wir auch in der derzeitigen Krise, Kraft zur Heilung und Wiederherstellung der gestörten Lebensordnung.

Wir sind unterwegs mit Jesus Christus, mit seiner Botschaft im Rücken und dem Horizont des Reiches Gottes vor Augen. Ob zur Zeit allein unterwegs oder in der Familie und Hausgemeinschaft, so sind wir über unterschiedliche Medien verbunden. Telekommunikative Netze helfen uns dabei. Jesus Christus hat uns den Beistand geschenkt, den Heiligen Geist, das Netz der Liebe. "Im Gebet verbunden!" Das teilen wir uns in diesen Tagen immer mal wieder mit, oder das wünschen wir uns. Da wird ein Netz aufgespannt, das uns halten und tragen kann.

Wir sind unterwegs mit Jesus Christus als neue Familie Gottes, unterwegs in eine gemeinsame Zukunft, in der Einer dem anderen zuhört, in gegenseitiger Achtung und im Respekt voreinander. Wir achten in Solidarität auf das Wohl und die Gesundheit des Nächsten und halten uns an die Regeln.

"Im Gebet verbunden!" Jesus hat uns das Vater Unser geschenkt. Vor einem halben Jahr verbrachte ich einige Tage in Hamburg. In einem Restaurant bediente ein Mann aus Syrien. Beim Abschied stellten wir uns zusammen mit ihm im Kreis auf, und er betete das Vater unser in der Muttersprache Jesu, Aramäisch. Das ging alle Beteiligten unter die Haut.

Im Vater Unser nimmt uns Jesus mit in eine tiefe Gemeinschaft mit seinem Gott, den er in seiner Sprache liebevoll mit  Abba anspricht. Er spricht ihn an als vertrautes Du und nimmt uns mit in dieses Gespräch, in diese Verbundenheit.

"Im Gebet verbunden!" Die Gebetsgemeinschaft hilft mir und gibt mir ein Stück Sicherheit in dieser schwierigen Zeit. Ich spreche die Worte langsam und vollziehe sie möglichst innerlich mit. Menschen stehen mir vor Augen, von denen ich im Laufe des Tages gehört habe, oder die mir etwas mitgeteilt haben. Ich nehme ihre Sorgen und Anliegen mit in das Gebet. Wenn viele gemeinsam beten, wo auch immer, erfahren sie eine neue Wirklichkeit. Dann wird ein Netz aufgespannt, das uns halten und tragen kann. Dazu passt ein Wort von Alfred Delp, das ich auf einem Kalenderblatt lese: "Gottes Kraft geht alle Wege mit!"

Alfons Lingemann, Pastor im Pastoralverbund Am Revierpark.