Zweiter Sonntag der Osterzeit Weisser Sonntag
Barmherziger Gott, durch die jährliche Osterfeier erneuerst du den Glauben deines Volkes.
Lass uns immer tiefer erkennen, wie heilig das Bad der Taufe ist, das uns gereinigt hat,
wie mächtig dein Geist, aus dem wir wiedergeboren sind, und wie kostbar das Blut, durch das wir erkauft sind. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Acht Tage darauf kam Jesus bei verschlossenen Türen und trat in ihre Mitte
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
19Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. 24Thomas, der Dídymus genannt wurde, einer der Zwölf,
war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. 26Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! 27Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite
und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28Thomas antwortete und sagte zu ihm:
Mein Herr und mein Gott! 29Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. 30Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. 31Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes,
und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Der Geist des auferstandenen Christus vertreibt die Angst aus den Herzen der Apostel und drängt sie, aus dem Abendmahlssaal herauszugehen, um den Menschen das Evangelium zu bringen. Auch wir wollen mehr Mut haben, den Glauben an den auferstandenen Christus zu bezeugen! Wir dürfen keine Angst haben, Christen zu sein und als Christen zu leben! Wir müssen diesen Mut haben, hinzugehen und den auferstandenen Christus zu verkündigen, da er unser Friede ist, er hat Frieden gestiftet mit seiner Liebe, mit seiner Vergebung, mit seinem Blut, mit seiner Barmherzigkeit. (Papst Franziskus)
Entstehungsgeschichte Weißer Sonntag und Erstkommunion
Am Weißen Sonntag wird eigentlich Erstkommunion gefeiert: An diesem Tag dürfen Kinder im Grundschulalter - meist sind es Drittklässler - das erste Mal an den Tisch des Herrn treten. Nur in diesem Jahr müssen leider alle Feiern verschoben werden.
Auch wenn sich der Name Weißer Sonntag nicht von der Farbe der Kleidung der Kommunionkinder ableitet - mit weißen Gewändern hat er durchaus etwas zu tun. In der frühen Kirche wurden die erwachsenen Taufbewerber, Katechumenen genannt, in der Osternacht getauft und erhielten ein weißes Kleid. Das sollte die Reinigung durch das Taufwasser versinnbildlichen und ein Zeichen für den in Christus neu geborenen Menschen sein. Gleichzeitig erhielten die Neugetauften in der Osternacht zum ersten Mal die Eucharistie.
Etwa ab dem siebten Jahrhundert entwickelte sich der Brauch, die weißen Taufkleider von der Osternacht an acht Tage lang zu tragen - bis zum ersten Sonntag nach Ostern. Dieser Tag – der Weiße Sonntag, lateinisch "Dominica in albis" - "Sonntag in weiß" bildet den Abschluss der Osteroktav - der acht Tage nach dem Osterfest-, die bis in die Gegenwart vereinzelt als "Weiße Woche" bezeichnet wird.
Mit der zunehmenden Verbreitung der Säuglingstaufe verschwand die ursprüngliche Einheit von Taufe und erstmaliger Teilnahme an der Kommunion. Doch auch nach dem Schwinden der Erwachsenentaufe blieb der enge Taufbezug des Weißen Sonntags im Bewusstsein und wurde mit der Feier des Taufgedächtnisses an diesem Tag verbunden. Da die Erstkommunion als Erneuerung der Taufe und bewusste Eingliederung in die christliche Gemeinde verstanden wurde, wurde der Weiße Sonntag etwa ab dem 17. Jahrhundert zum bevorzugten Termin für dieses Sakrament. Vorher war das Alter für den ersten Empfang der Kommunion nicht genau festgelegt, das Alter der Erstkommunikanten schwankte je nach Region zwischen sieben und 14 Jahren. Vorbereitung und Festsetzung des Termins waren Sache der Eltern.
Nach dem Konzil von Trient -1545-1563- nahmen sich besonders die Jesuiten der Sache an. Nach einer gemeinsamen Vorbereitung der Kinder gab es eine gemeinsame Feier in der Pfarrei: Erstmals 1661 in München, 1673 in Luzern und 1678 im elsässischen Schlettstadt. Nachdem es im 19. Jahrhundert vielerorts sogar bischöfliche Anweisungen gab, die Erstkommunion ausschließlich am Weißen Sonntag zu feiern, ist es in den vergangenen Jahren auch aus praktischen Erwägungen üblich geworden, das Fest auch auf andere Sonn-oder Feiertage der Osterzeit zu legen.
Am Weißen Sonntag des Jahres 2000 - damals der 30. April - wurde in der katholischen Kirche auf Veranlassung Papst Johannes Pauls II. erstmals am Sonntag nach Ostern der Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit begangen. Er erfüllte damit einen Wunsch der Ordensfrau Faustina Kowalska, die er an diesem Tage heiliggesprochen hatte. Schwester Faustina berief sich auf Visionen, in denen ihr Jesus Christus sein Verlangen mitgeteilt habe, ein solches Fest zu begehen.
Der Weiße Sonntag wurde früher auch Quasimodogeniti genannt - an diesem Tag begann ein Kehrvers in der Messe mit den Worten "Quasi modo geniti infantes" -"Wie die neugeborenen Kindlein"-. In Victor Hugos Roman "Der Glöckner von Notre Dame" wird der bucklige Glöckner der Pariser Kathedrale als Kind an diesem Sonntag aufgefunden und daher auf den Namen Quasimodo getauft.
Von Matthias Altmann