Dorstfeld wird Pfarrei:
Dorstfeld gehörte nach der Christianisierung kirchlich zur Reinoldikirche. Da hatte unser Ortsteil etwas 150 Einwohner. Als die Reinoldikirche 1562 reformiert wurde kamen die wenigen Dorstfelder zur Huckarder Gemeinde, die katholisch geblieben war. So sollte es über 300 Jahre bleiben. Erst im Jahr 1884, als die Bevölkerungszahl von Dorstfeld bedingt durch die neu entstandenen Zechen sprunghaft anstieg, wurde ein eigener Gottesdienstort für Dorstfeld angestrebt. „Nach vielen Bemühungen des vom Pfarrer Bathe im Jahre 1884 gegründeten St.Josephs-Vereins gelang es endlich, in Dorstfeld einen eigenen Gottesdienst zu erlangen. ... Am 11. Mai 1886 teilte die Bischöfliche Behörde mit, dass der bisherige Kooperator Franz Becker in Boele beauftragt sei, die provisorische Hilfsseelsorge in Dorstfeld zu übernehmen. „Möge Gott das lange ersehnte Werk der Errichtung einer besonderen Hilfsseelsorgestation in Dorstfeld segnen und fördern!" So lautete der Schluss der Mitteilung" (Singer, S. 110)
Der Gottesdienstort war der Saal der Wirtschaft Bielsticker an der Wörthstraße, der dauerhaft für 750 Mark jährlich gemietet und als Notkirche eingerichtet war. Dieser Saal konnte die Gläubigen kaum fassen. Als 1893 Dorstfeld eigene Pfarrei geworden war, wurde der Wunsch nach einer eigenen Kirche in die Tat umgesetzt, so dass die Bauarbeiten am 18. Juni 1895 beginnen konnten. Die im romanischen Stil errichtete Kirche mit Platz für ca. 1300 Menschen konnte am 18. August 1896 geweiht werden.
Pfarrer Krämer, der erste Pfarrer von Dorstfeld, starb am 23. Januar 1932, nachdem er 42 Jahre in Dorstfeld segensreich gewirkt hatte.
Gründung der Kolonie Oberdorstfeld:
Ein für unsere heutige Zeit gar nicht mehr vorstellbarer Zustrom von Menschen wurde durch das Angebot von Arbeitsplätzen auf den Zechen und bei der Feldeisenbahnfabrik „Orenstein und Koppel" ausgelöst. Waren auf der Zeche Dorstfeld 1888 schon 659 Mitarbeiter beschäftigt, waren es 9 Jahre später 1.630 und ab 1909 bereits 3138! Die Wohnungssituation und Wohnungsnot muss unbeschreiblich gewesen sein. Die ab 1900 mehrfach beabsichtige Errichtung von Kolonien durch die Gewerkschaft Dorstfeld als Eigentümerin der Zeche scheiterten an den Anforderungen der Gemeinde: die Übernahme der Armenlast, Bau und Unterhalt der Straßen, Gehalt für einen Polizisten und freie Wohnung für diesen, Errichtung eines Schulgebäudes, Unterhaltung des Lehrers u.s.w.. 1912 wurde die Ansiedlungsgenehmigung endlich erteilt und jetzt begann ein wahrer Bauboom: die Häuser der jetzigen Zechenstraße wurden im ersten Bauabschnitt errichtet, Hügelstraße, Lange Fuhr, Am Rode usw. folgten.
Gründung der Pfarrei St. Karl Borromäus und der Bau einer katholischen Notkirche in Oberdorstfeld
Der Kirchenvorstand der St. Barbara Gemeinde fasste in der Dezembersitzung 1912 den Entschluss, auf seinem Grundstück an der Lange-Fuhr am Rande der Kolonie eine Notkirche bis zum Jahr 1916 zu errichten. Bei der Einweihung war das Kirchlein bis auf den letzten Platz gefüllt. Seelsorger der Filialgemeinde Oberdorstfeld war Pfarrvikar Kochs. 1919 wurde er von Vikar Assmann abgelöst. Er wurde 1921 erster Pfarrer von St. Karl Borromäus, das am 1.12.1921 zur selbstständigen eigenen Pfarrei erhoben worden war.
1925 trat Otto Jünnemann in die Leitung der Pfarrei ein. Auch er verfolgte das bereits gesteckte Ziel einer eigenen Pfarrkirche.
Die St. Karl Borromäus Kirche wird erbaut
„Acht Tage nach dem Pfingstfeste am Dreifaltigkeitssonntage, den 3. Juni 1928, wurde der erste Spantenstich zum Bau der neuen St-KarlBorromäus-Kirche gemacht.
Über ein Jahrzehnt hat sich die etwa 3000 Seelen zählende Bergarbeitergemeinde mit einer Notkirche, einer Holzbaracke, begnügen müssen. Nun endlich sollte der Wunsch der Gemeinde erfüllt werden. Eine würdige Wohnstätte sollte dem Herrgott erbaut werden. In stattlicher Prozession zog die katholische Gemeinde zum Bauplatz gegenüber des Salzmannschule. Ein schlichtes Holzkreuz bezeichnete die Stelle, wo später der Hochalter seine Stelle finden sollte.(...)
Der Grundstein zur neuen Kirche wurde am Sonntag, dem 29. Juli, gelegt. Nach dem Festgottesdienst in der Notkirche zogen die Gläubigen durch die festlich geschmückten Straßen zum neuen Kirchplatz. Die kirchliche Weihe des Grundsteines nahm Herr Geistlicher Rat Dechant Röttgers unter Assistenz der Geistlichen Herren der Nachbarschaft vor. Seine Rede klang aus in eine Mahnung an die Versammelten zu echter Glaubenstreue. (...)Am Nachmittage fand eine Gemeindefeier in den Breidenbachschen Gartenanlagen (später Erich Kaffsack) statt.
Sehr schnell sind die Arbeiten an der Kirche vorangekommen, so dass schon am 15. Oktober das Richtfest gefeiert werden konnte. Was die Mitglieder der Gemeinde und die Bauhandwerker in der kurzen Zeit geleistet, verdient volle Anerkennung; denn die Kirche ist dadurch vor dem Winter unter Dach und Fach gekommen. Nun wehte zum Zeichen der Freude die Weißgelbe Kirchenfahne im Winde. Architekten, Bauhandwerker, Unternehmer und die Mitglieder des Kirchenvorstandes freuten sich der vollendeten Arbeit und verbrachten nach altem Handwerkerbrauch den denkwürdigen Tag in froher Stimmung. (...)